Bevölkerungsschutz: Unsere Einsatzeinheit II trainiert für den Ernstfall
Es stürmt und regnet seit Stunden. Im Ortskern von Dusslingen steigt das Wasser rasend schnell. Vorsichtshalber wird die Evakuierung der Bevölkerung ins höher gelegene Feuerwehrhaus angeordnet. Unser Betreuungsmodul der Einsatzeinheit hilft. Da gibt es plötzlich eine Explosion auf dem Sportplatz und viele Menschen werden verletzt. Dieses Katastrophenszenario war zum Glück nur eine Übung von Ehrenamt, Rettungsdienst, der Drohnen-Gruppe, dem Kreisauskunftsbüro, der Fachgruppe Information und Kommunikation, der Notfallseelsorge und der Notarztvereinigung Tübingen.
An der Großübung nahmen neben rund 30 Mimen insgesamt über 90 Einsatzkräfte der verschiedenen Module und Gruppen aus dem ganzen Kreis teil. Seit der Corona-Pandemie war das die erste Bevölkerungsschutzübung und sollte die Zusammenarbeit zwischen unseren Einsatzkräften verbessern und Abläufe prüfen. Nach der langen Pause mit wneig Kontakt zwischen den einzelnen Gruppen und Modulen kein einfaches Vorhaben. Zeit für einen Stresstest: Wenn es uns mal wirklich trifft – sind wir dann gut aufgestellt?
Unsere Kreisbereitschaftsleitung hat sich für die Übung ein Szenario ausgedacht, dass sowohl die Behandlung und Versorgung von Verletzten fordert, aber auch die Betreuung von Unverletzten nötig macht. So konnten alle fünf Module ihre Aufgaben üben: Führung, Erstversorgung und Behandlung, Transport, Betreuung und Logistik, Technik und Sicherheit. Auch der Rettungsdienst war mit dem zweiten Lehrjahr der angehenden Notfallsanitäterinnen und -sanitäter vertreten.
Für das Modul Betreuung ging es direkt ins Feuerwehrhaus: Sie kümmerten um die Einrichtung der Unterkunft für die evakuierten Dusslinger. Sie stellten Sitzgelegenheiten, Decken, Getränke, Snacks, Handy-Ladekabel, trockene Klamotten und Spielzeug für die Kinder bereit. Gut versorgt warten die Betroffenen darauf hoffentlich bald, in ihre Häuser zurückzukönnen.
Bei der Explosion am Sportplatz wurde dagegen wie im Realfall zuerst der hauptamtliche Rettungsdienst zum Unfallort alarmiert. Für die angehenden Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter eine gute Gelegenheit, wichtige Praxiserfahrungen für Großereignisse zu sammeln. Beim Eintreffen wurde der ersten Rettungswagenbesatzung schnell klar: Es sind viele Verletzte – weitere Rettungsmittel und die Einsatzeinheit des Ehrenamts werden benötigt! Dann ging es für die Berufsneulinge besonders fordernd weiter: Solange die Anzahl der Verletzten und das Ausmaß ihrer Verletzungen nicht bekannt ist und auch noch nicht genügend Personal da ist, dürfen nur wenige Maßnahmen durchgeführt werden. Starke Blutungen werden gestillt, Bewusstlose in die Seitenlage gedreht und jede Person bei der Sichtung in eine Kategorie eingeteilt: schwerstverletzt, schwerverletzt und leichtverletzt. Mit den Einsatzmeldekarten werden per roter, gelber und grüner Farbe die Stufen sichtbar gemacht. Sobald weitere Einsatzkräfte eintreffen, werden zuerst die Schwerverletzten versorgt. Sonst wäre es möglich, dass jemand sofort Hilfe bekommt, der auch noch eine Weile ohne zurechtkommt, während für einen Schwerstverletzten womöglich erst zu spät Hilfe ankommt.
Rettungsdienst und Notarzt waren noch mit der Sichtung beschäftigt, da sorgte das inzwischen eingetroffene Ehrenamt bereits tatkräftig für Unterstützung. Das Modul Führung behielt den Überblick über die Lage und erteilte Befehle an die verschiedenen Einsatzkräfte. Das Modul Erstversorgung und Behandlung richtete schon einen Ablageplatz für Verletzte ein, an dem alle Betroffenen gesammelt, erneut gesichtet und erstversorgt wurde. Anschließend ging es für die wenigen Schwerstverletzten direkt mit dem Rettungswagen oder dem Modul Transport in eine Klinik - die leicht- und schwerverletzten wurden zur weiteren Versorgung in eines der inzwischen aufgebauten Zelte gebracht. Das Modul Technik und Sicherheit baute inzwischen ein Aggregat auf, um die Zelte zu beheizen und die Geräte zu betreiben. Zur Unterstützung sind weitere ehrenamtliche Gruppen alarmiert worden: Das Kreisauskunftsbüro verwaltete die Daten der Betroffenen und der Einsatzkräfte und konnte so auch besorgte Angehörige informieren. Die Drohnenstaffel durchsuchte die nähere Umgebung nach möglichen weiteren Verletzten. Und die Notfallseelsorge hilet sich mit Ansprechpersonen für Betroffenen und Einsatzkräfte bereit.
Nach rund zwei Stunden waren alle Verbrennungen, Brüche und Wunden versorgt und alle Verletzten vom Unfallort abtransportiert. Für die Übenden und die Organisatoren war die Übung ein Erfolg. Auch wenn bei der allgemeinen Struktur und der Routine noch Luft nach oben ist, hat die Zusammenarbeit hat zwischen Haupt- und Ehrenamt sowie zwischen den einzelnen Modulen und Einsatzkräften sehr gut funktioniert und alle Personen wurden bestmöglich versorgt oder betreut. Und zum Sammeln von weiterer Erfahrung und der Optimierung der Abläufe sind bereits die nächsten Übungen geplant.
Wir bedanken uns bei allen Einsatzkräften, bei den Mimen und der Notfalldarstellung, der Feuerwehr Dußlingen und dem Dusslinger Sportverein für die Überlassung von Gelände und Gebäude und bei der Kreisbereitschaftsleitung und allen Mitorganisierenden, die diese Übung erst möglich gemacht haben!