Realistische Notfalldarstellung bei Sichtungsübung des Notarzt-Kurses
Ein Erdbeben in Tübingen! Mit rund 20 Mimen und Notfalldarstellungsexperten unterstützte unser Ehrenamt den aktuellen Notarztkurs bei einer Sichtungsübung. Neben dem realistischen Schminken der Verletzungen waren sie auch für das wirklichkeitsnahe Spielen der verängstigten Verletzten zuständig und sorgten mit lauten Hilferufen und Kunstblut für den nötigen Stressfaktor.
Die Erde bebt, Menschen haben sich in einem Keller in Sicherheit gebracht, doch auch dort sind Trümmer herabgestürzt. Der Strom ist ausgefallen, in den Räume liegen verletzte Menschen und rufen um Hilfe. In dieses Szenario wurden die Notarztanwärter und -anwärterinnen bei der Übung hineingeschickt. Als ersteintreffendes Team mussten sie feststellen, wie viele Verletzte im Gebäude sind, wer am schnellsten Hilfe braucht und wo vielleicht auch jede Hilfe zu spät kommt. Dabei bleibt für die erste Sichtung wenig Zeit - innerhalb von Minuten müssen Infos gesammelt und Entscheidungen getroffen werden. Für die Teilnehmenden der Sichtungsübung eine echte Herausforderung, die sie auf spätere Einsätze vorbereiten soll.
Für die ehrenamtlichen Helferinnen und Hlefer aus unseren Ortsvereinen war die Übung hingegen vor allem ein großer Spaß und eine interessante Gelegenheit, eine Sichtung hautnah in vorderster Reihe mitzuerleben. Dafür wurde zuerst eingeteilt, wer in der Übung schwerst-, schwer oder leichtverletzt ist und Stelle, Art und Schwere der Verletzung erklärt. Alle versuchten, sich so gut wie möglich in ihre Rollen hineinzufühlen und traten dann der Reihe nach zum Schminken an. Von der Blässe eines Schocks über einen gebochenen Arm bis zur schweren Kopfverletzung gab es einiges an Schminke, Salzteig und Kunstblut zu verteilen. Auch ein abgetrennter Arm wurde simuliert, ebenso wie zahllose Schürfwunden und Quetschungen. Kurz vor Beginn der Übung versammelte sich eine Schar gefährlich aussehender Verletzter am Eingang zum Keller, in dem die Sichtungsübung durchgeführt wurde.
Spätestens jetzt konnte sich auch jeder gut in die Situation hineinversetzen: Ohne Strom war es stockfinster, Warntöne und Knallen hallten durch die Dunkelheit und Signalleuchten flackerten gruselig über die Wände. Als alle Mimen mitsamt ihren Wunden und Requisiten platziert waren und die ersten Notarzt-Teams in den Einsatz geschickt wurden, fiel es ihnen nicht schwer, das Szenario mit lauten Hilferufen und Kopfen an den Wänden noch zu vervollständigen. Auch wenn es nur eine Übung war, bei der Sichtung zeigte sich, wie gut die angehenden Notärztinnen und -ärzte sich in die Situaion einzufühlen: Hochkonzentriert wurden Blutungen gestillt, lebensbedrohliche Thoraxverletzungen korrekt mit einer Nadel punktiert (natürlich an einem Stück Fleisch, nicht an der Mime), Bewusstseinslage und Atmung gecheckt - und bei aller Eile wurden trotzdem noch ein paar knappe beruhigende Worte an die Betroffenen ausgesprochen. Denn das überraschendste an einer solchen Sichtung ist, dass die Teams nur kurz die Lage erfassen und wenige lebensrettende Sofortmaßnahmen einleiten, um dann sofort zum nächsten Verletzten weiterzugehen. Für die Betroffenen fühlt sich das zwar schlecht an - so kann sich das Team jedoch einen Überblick verschaffen, die passenden Kräfte nachfordern und die weiteren Helfer und Helferinnen direkt zu den schlimmsten Fällen schicken. Ohne diese Sichtung - auch Triage genannt - würden schnell Verletzte übersehen oder weniger dringliche Fälle vor den Schwerstverletzten behandelt werden.
Während die Übenden natürlich noch gespannt auf ihr Feedback warteten, hieß es für unsere Helfer und Helferinnen erst mal aufwärmen, warme Maultaschen genießen und dann abschminken und aufräumen. Und alle hoffen natürlich, dass eine solche Situation immer nur Übungsszenario bleibt und nie zum Ernstfall wird!